Immer wieder fragen mich die Menschen, wie ich das Nähen erlernt habe. Die kurze Antwort ist: Ich habe es mir selbst beigebracht.
Die lange Version lautet wie folgt: Ich habe mich eigentlich schon immer für Handarbeiten interessiert. Mit 6 Jahren brachte mir meine Uroma den Kreuzstich zum Sticken und einen einfachen Handnähstich bei. Ich glaube, es was der Überwendlingsstich. Mit 8 Jahren häkelte ich eine etwa 40m lange Luftmaschenkette und danach einige dreieckige Topflappen. So sehr ich mich auch bemühte, mitzählte und immer wieder meine Mama oder Oma zu Rate zog, sie blieben dreieckig. Entmutigt legte ich die Häkelnadel für einige Zeit weg. Eines morgens, ich war etwa 9 jahre alt und musste erst eine Stunde später zur Schule, verlangte ich von meiner Mama, sie solle mir jetzt hier und auf der Stelle das Stricken beibringen. Meine Mama bemühte sich sehr, aber die Zeit war zu kurz und meine Hände taten sich mit den zwei Nadeln schwer, sodass ich auch das Stricken schnell wieder vergas.
Im Laufe der Zeit stickte ich dann noch ein oder zwei von diesen vorgedruckten Tischdecken, hatte aber nicht so richtig Freude daran. Die kam dann erst mit etwa 14 Jahren und das kam so: Da meine Beine ziemlich kurz sind, musste meine Mama immer ALLE Hosen von mir kürzen, selbst die in Kurzlänge. Als ich 14 Jahre alt war, beschloss sie, dass ich nun alt genug sei, um diese Arbeit selbst zu erledigen, setzte mich an ihre Nähmaschine und zeigte mir die ersten Sachen: Einfädeln, Gradstich, Zick-Zack-Stich und Verriegeln. Mehr nähte ich in den nächsten 3 Jahren nicht, bekam aber wenig später wieder Lust, stricken zu lernen. Meine Mama zeigte mir geduldig das Maschen Aufnehmen, rechte und linke Maschen und das Abketteln. Nach mehreren Schals wagte ich mich dann an immer mehr Sachen heran: Zopfmuster, Lochmuster und schließlich auch Socken. Danach folgten noch zwei oder drei Babypullies, aber für Pullies reichte meine Geduld nicht. 😛 Mit 16 übte ich mit einem Buch auf und den Händen unter dem Tisch das blinde Stricken und strickte fortan am liebsten Socken in Bus und Bahn, vor dem Fernseher und später in der Uni, da man da nur für die Ferse und die Spitze hinschauen muss. Leider war es aber so, dass mir die Wolle im Sommer in den Händen zu warm war und ich von etwa Mai bis Oktober nicht strickte. Das fand ich schade und wünscht mir deshalb eine Nähmaschine. Von Bekannten über die bekannten fünf Ecken bekam ich eine alte versenkbare Nähmaschine mit Fußtritt geschenkt. Wir ölten sie, holten uns beim Schuster einen neuen Lederriemen und ich nähte meine ersten, etwa 15cm großen Kuscheltiere. Sie waren schief und krumm und die Maschine kann auch nur einen Gradstich nähen, sodass ich zum Verriegeln immer das komplette Nähstück um 180° drehen musste, aber ich hatte meine ersten Sachen genäht!
Ich war so begeistert, dass ich ein paar Monate später zum 18. Geburtstag eine einfache elektrische Nähmaschine geschenkt bekam. Damit nähte ich dann auch Taschen und meine Hosen um. (Meine Mama ist immer ein bisschen empfindlich, was das Benutzen ihrer Maschine angeht.) Ich nähte nicht viel, aber immer wieder mal ein bisschen.
So richtig los ging es dann, als der kleine Engel etwa ein Jahr alt war. Wegen der Stoffwindeln passten ihm keine Jeans oder Stoffhosen und selbst die meisten Jogginghosen gingen ihm nur bis zur Hälfte des Pos, obwohl ich ihm meistens schon eine Nummer größer anzog. Da er eine sehr schmale Statur hat, konnte ich auch nicht einfach eine weitere Nummer größer nehmen. Sie wären dann wiederum viiieel zu breit gewesen. Es passten nur solche Harems- bzw. Pumphosen, die zwar niedlich sind, mir aber nicht “für immer” gefielen. Also probierte ich selbst ein bisschen herum, brachte mir das Nähen mit Jersey bei, wie man Bündchen annäht und nähte dem Sohnemann dann eigene Hosen, die etwas enger saßen und auch an seiner schmalen Taille und Hüfte passten.


Diese Hosen trug im letzten Jahr unser Blümchen auf. 🙂 Weil das alles so gut funktionierte, kaufte ich mir dann kurzer Hand nicht nur eine neue Nähmaschine (Brother Anniversary), sondern auch gleich eine Overlock (Bernina 700D) mit dazu. Nun ging alles noch viel einfacher und schöner.
Irgendwann wurden mir die Hosen dann zu langweilig und ich begann, ihm einen Pulli zu nähen. Und wenn ich das für Kleine kann, so kann ich das auch für Große, dachte ich mir. Denn ich hatte immer schon Probleme, schöne Shirts für mich zu finden. Meistens brauchte ich zwei bis drei Stunden, bis ich ein passendes Oberteil gefunden hatte. In der Zwischenzeit hatte ich in ca. zehn verschiedenen Läden alles zwischen Wurstpelle und Kartoffelsack an. Da konnte ich die Zeit auch in das Nähen eines Shirts investieren. Es hatte sogar noch den Vorteil, dass ich nicht die langweilige Mainstreamkleidung trug, mir den Stoff selber aussuchen und das Schnittmuster an meine Maße anpassen konnte. Mittlerweile nähe ich meine Shirts eigentlich nur noch selber und auch die Kinder haben einige Hosen und Pullis von mir bekommen, z. B. neue Schlafanzüge, ebenso meine Schwester und mein Mann. Meine fertigen Werke seht ihr dann immer hier auf dem Blog oder bei Instagram @alltagsedel.
Und zu guter Letzt ist aus einem Hobby dieser wunderbare Blog und Shop entstanden. Hier noch einmal ein herzliches Dankeschön an meinen Mann, der mich bei der Gründung sehr unterstütze, diese Seite erst ermöglichte und technisch betreut! <3